Kim Vaske (18) über die Para-WM in Paris / Bestleistungen

Quellenangabe: Sportredakteur Christoph Niemeyer, Emsdettener Volkszeitung, Ausgabe 22.07.2023

Die junge Emsdettenerin ist bestens gelaunt. Zurecht. Kommt sie doch gerade aus Paris zurück. Aber: Statt schöne Urlaubserlebnisse hat sie Bestleistungen im Koffer: 100 m in 13,09 Sekunden; die 200 m in 27,27 Sekunden! Das sorgt für beste Laune bei: Kim Vaske.

Die 18-Jährige, der seit der Geburt der rechte Unterarm fehlt, hat bei ihrem ersten Auftritt bei der Para-Leichtathletik-Weltmeisterschaft – noch als Juniorin bei den Erwachsenen ! – mit zwei persönlichen Bestleistungen geglänzt. Das weckt Hoffnung. Auf die Paralympics, die im kommenden Jahr ebenfalls in der französischen Hauptstadt stattfinden.

Hallo Kim. Wie war die WM für dich?

Kim Vaske: Ich bin definitiv sehr zufrieden mit der WM. Über 100 m und 200 m war ich schneller, als ich es selber für möglich gehalten hätte. Vor allem über die 200 m, da habe ich mich um 1,13 Sekunden verbessert. Eine krasse Steigerung. Da war unser ganzes Team positiv geschockt. Ich wollte unter 28 Sekunden laufen, das war das Ziel. Aber das es eine „tiefe 27“ wird, also 27,27 Sekunden – krass.

Du hast hart dafür trainiert.

Und es hat funktioniert. In den letzten vier Wochen vor der WM habe ich meinen Alltag ganz auf das Training ausgerichtet. Und das hat sich ausgezahlt. Neben dem Abitur, das ich am Gymnasium Martinum bestanden habe, habe ich viel Zeit ins Training investiert, habe auf so manche Feier verzichtet. Aber jetzt, mit dem 10. Platz über die 200 m bei meiner ersten WM, kann ich sagen: Das hat sich gelohnt.

Dann war es ja wirklich ein sehr ereignisreiches Jahr bisher für dich.

Kann man sagen. Abi bestanden…

Wie denn?

Mit einer 1,7.

Glückwunsch.

Danke. Und dann auch noch mein Umzug von Emsdetten nach Leverkusen. All das neben dem Training für die WM. Ja, es war viel los.

Bedanken möchte ich mich beim Martinum, speziell bei Olaf Cimanowski, der sich sehr um den Sport kümmert. Ich wurde von der Schule für Trainingslager oder Wettkämpfe immer problemlos freigestellt. Sonst wäre für mich die Teilnahme an der WM wesentlich schwieriger geworden.

Zurück nach Paris. Wurde zum Abschluss im Team Deutschland ordentlich gefeiert?

Eine offizielle Abschlussfeier gab es bei der WM nicht. Aber wir haben im Team gefeiert. Wir sind am Montagabend noch mit einigen Teammitgliedern in die Stadt gefahren, wollten den Eiffelturm nachts glitzern sehen. Danach sind wir zurück ins Teamhotel und haben gefeiert. Die Kanadier haben unsere Party-Mucke gehört und sind noch rübergekommen. Wir haben dann zusammen weitergefeiert. Ein gelungener WM-Abschluss.

Wie geht es jetzt sportlich weiter?

Wir haben jetzt erst einmal bis Anfang September frei. Das Aufbau-Training beginnt Mitte Oktober.

Ich bin jetzt bei Bayer Leverkusen in einer Trainingsgruppe u.a. mit Irmgard Bensusan, Johannes Floors und Léon Schäfer – allesamt Goldmedaillengewinner bei der Para-WM in Paris. Trainiert werden wir von Erik Schneider. Unsere Gruppe umfasst zehn Athletinnen und Athleten. Ich bin mit meinen 18 Jahre das „Küken“. Aber zum Glück nimmt Irmgard Bensusan, die alle nur Tante Irmi“ nennen, uns Jüngere an die Hand und hilft uns bei allen Fragen.

Und: Startest du 2024 wieder in Paris? Bei den Paralympics.

Es wird natürlich viel, viel schwieriger, härter und komplizierter sich dafür zu qualifizieren. Das ist von vielen Faktoren abhängig. Wie viel Startplätze hat Deutschland? Wie sehen die Qualifikations-Kriterien aus?

Ich werde es versuchen, werde an nationalen wie internationalen Wettkämpfen, den Grand Prixs, teilnehmen. Und wenn ich verletzungsfrei bleibe, bin ich optimistisch.

Was machst du, wenn du nicht Sport treibst?

Ab Oktober studiere ich in Köln, Sport und Sozialwissenschaften auf Lehramt. Ansonsten bleibt für Hobbys nicht viel Zeit. Die Leichtathletik ist meine Leidenschaft, dafür gebe ich alles.

Aber jetzt fahre ich erst einmal in den Urlaub, mit ein paar Freundinnen geht es nach Kroatien.