Am Pfingstsamstag hätte laut Planung eigentlich Jürgen Hemesaths Laufhighlight des Jahres stattfinden sollen, die 100 MEILEN der TorTour de Ruhr. Leider fiel auch diese Veranstaltung COVID-19 zum Opfer. Traurig über die bereits im März erfolgte Absage war Jürgen Hemesath aber klar, dass er trotzdem laufen möchte. Schließlich war sein Training seit 1. Januar gezielt auf diese Veranstaltung ausgerichtet. In den letzten fünf Monaten lief er 21 Marathondistanzen oder Ultralangläufe wobei insgesamt 2648 Trainings-Kilometer zusammen kamen. Also startete er am Pfingstsamstag seine persönliche Tortour-Corona-Edition direkt vor seiner Haustür.
Nicht die geplanten 100 Meilen, aber 100 Kilometer sollten es an diesem Tag schon werden. Er lief durch das Venn nach Rheine-Mesum, von dort über Umwegen zurück nach Emsdetten. Nach einer kleinen Stärkung ging es dann weiter Richtung Scheddebrock nach Nordwalde und weiter über Greven und Reckenfeld zurück nach Emsdetten. Nach 67 Kilometer entschied sich Jürgen Hemesath für die verbleibenden Kilometer in Emsdetten zu verweilen. Er lief fünf Mal einen 6,5 Kilometer langen Rundkurs, um dann genau die 100 Kilometer zu erreichen. Nach genau 9:32:30 Stunden hatte es Jürgen Hemesath dann geschafft. Nach der erfolgreichen Bewältigung dieser Ultradistanz waren die Strapazen bei zwischenzeitlich sehr warmen Temperaturen schnell wieder vergessen.
Originalton von Jürgen:
Mein Abenteuer startete am Morgen nach einem ausgiebigen Frühstück. Es ging durch eine traumhafte morgendliche Moorlandschaft in Richtung Nachbarort Rheine/Mesum, und über Umwegen wieder zurück nach Emsdetten. Ich zog mich um, schnell ein zweites Frühstück verschlungen, dann ging es in die andere Richtung nach Nordwalde, und über Greven zurück nach Emsdetten. 67 Kilometer standen nun auf meiner Uhr, und ich überlegte, wie ich die letzten Kilometer am besten aufteile
Da es inzwischen sehr warm wurde, entschied ich mich, für eine 6,5 Kilometer lange Strecke direkt vor meiner Haustür, da ich dann bessere Möglichkeiten hatte, an Wasser oder Schokolade zu kommen. Ja, richtig gelesen, nach laaaaaangen fünf Monaten endlich wieder Schoki. Also zog ich mich zum letzten Mal um, und lief los…
Kerstin hatte sich nun angemeldet, und wir wollten uns vor meiner Haustür nach Abschluss der zweiten von insgesamt fünf gleichen Runden treffen. Doch zwei Kilometer vorher bekam ich plötzlich Krämpfe in den Oberschenkeln, die ich bis dahin so noch nicht kannte. Bis Kilometer 83 lief alles nach Plan, eine sehr konstante Pace von etwa 5:2omin/km und jetzt DAS!
Ich massierte alle 5oo Meter die Krämpfe wieder heraus, und lief völlig enttäuscht in Kerstins Arme. Na ja, „laufen“ ist jetzt etwas übertrieben
Schnell ins Haus, Salz musste dringend her
Ich rührte mir zwei Schalen Salzwasser an, und versuchte nicht an den Geschmack zu denken…
Weiter bereitete ich mir Schokoladenstückchen mit Salz zu. Ein befreundeter Triathlet verriet mir vor einigen Jahren diesen Trick, den ich bis heute zum Glück noch nie anwenden musste. Die Mischung aus süß und sauer schmeckte sogar, auch wenn es Kerstin schon beim Anblick schlecht wurde
Danach trank ich noch 2 Liter Wasser, und dann ging es in die nächste Runde – nur noch 15 KIlometer, das ist hoffentlich krampflos zu schaffen. Ich versuchte es, aber mit Laufen hatte es wenig zu tun. Nur einige Schritte, und sofort waren diese starken Krämpfe wieder präsent
Also entschieden wir uns, für drei Kilometer eine Gehpause einzulegen. Mit 12min/km war der Schnitt nun völlig im Keller, aber besser als einfach „die Flinte ins Korn“ zu werfen, denn Aufgabe war schließlich nie Option
Nach der Hälfte der kleinen Runde lief es dann wieder richtig flüssig, als ob es diese Krämpfe nie gegeben hätte. Das Salz zeigte anscheinend endlich Wirkung.
Jetzt machte es wieder richtig Spaß, und mit der Ulknudel Kerstin an meiner Seite flogen die letzten 15 Kilometer nur so an uns vorbei. Erinnerungen an den 24h-Lauf letzten Sommer kamen wieder hoch
Nach o9:32 Stunden waren die 1oo Kilometer eingetütet. Meine Bestzeit auf dieser Distanz um satte 68 Minuten verbessert, allerdings gab es heute keine Höhenmeter, also nicht wirklich mit dem „WHEW1oo“ zu vergleichen. Trotzdem glücklich es in dieser Zeit überhaupt geschafft zu haben
Mein besonderer Dank geht natürlich an Kerstin, ohne dich wäre es nur ein Lauf gewesen, so war es zwar etwas kurzweilig, aber mega lustig
Zur Feier des Tages gab es dann eine leckere Pizza – warum? Weil ich es mir verdient habe! Ich hätte auch den Bringdienst kommen lassen können, aber ich bin zum Laden „um die Ecke“, um zu testen, ob ich den heutigen Tag unbeschadet überstanden habe… Auch nach einem 1ooer liebe ich „Zusatzkilometer“
FAZIT: mal sehen was in naher Zukunft noch passieren wird, mir kommt da gerade so ein Gedanke – ich hab ja noch ein Rennrad!
ERKENNTNIS: meine Ernährung wird ab morgen wieder auf „gesund“ umgestellt.