„Im Wettkampf will ich gut sein“

Quellenangabe: Christoph Niemeyer, Sportredakteur, Emsdettener Volkszeitung, Ausgabe 08.10.2022

27 Grad ist es gerade in Peguera. Das ist noch schöner (wärmer) als hier, liegt ja auch auf Mallorca, der Deutschen liebster Urlaubs-Insel. Und genau dieses Peguera ist das Ziel Hannah Arloms aus Emsdetten. Das Mittelmeer, die tolle Landschaft, die schicke Strandpromenade – all das will und wird sie live erleben.

Aber anders als die vielen Urlauber, die sich in den Herbstferien dort aufhalten. Die Profi-Triathletin aus Emsdetten wird am Samstag, 15. Oktober, in Peguera 1,9 km im Meer schwimmen, danach mit ihrem Spezial-Rad 90 km durch die Landschaft ringsum die Urlaubs-Metropole im Südosten der Insel strampeln und zum Abschluss 21 km größtenteils über die Strandpromenade des mallorquinischen Badeortes rennen. Denn sie nimmt am Mitteldistanz-Triathlon, dem Challenge-Wettbewerb Peguera-Mallorca, teil. Zum zweiten Mal!

Dabei war sie bei ihrer Peguera-Premiere „fast leer“, wie die 35-Jährige im Gespräch mit der EV gesteht. „Damals habe ich gesagt: Nie wieder!“

Doch: Sag‘ niemals nie. Denn die Umstände – der Mitteldistanz-Triathlon in Dresden, an dem Hannah Arlom teilnehmen wollte, fiel kurzfristig aus – zwangen sie, ihren Terminkalender umzugestalten. Deshalb steigt die Dettenerin am Montag in den Flieger, setzt die Maske auf und jettet zusammen mit Mutter Marlies, die vor Ort als Betreuerin fungiert, nach Mallorca.

Hallo Hannah. Was versprichst du dir vom Wettkampf auf Mallorca?

Hannah Arlom: Zeitlich schon etwas. Im Vorjahr war ich nicht fit, hatte Kniepro-bleme. In diesem Jahr hatte ich bisher noch keine Zipperlein, ich bin jetzt richtig fit.

Was erwartet dich auf Mallorca?

Die 1,9 km im Meer werden diesmal auf zwei Runden zu je 950 m verteilt. Das ist für mich nicht so gut, da ich relativ kurze Beine habe, der Strand bei Peguera aber lang und flach abfallend ist, sodass Konkurrentinnen mit längeren Beinen länger ins Wasser hineinlaufen können als ich. Die Radstrecke ist in zwei Runden zu je 45 km aufgeteilt und hat einige Höhenmeter, immerhin geht es bis auf 480 m hinauf.

Die Laufstrecke führt über die Promenade, ist wellig, sehr verwinkelt, hat kaum mal einen geraden Meter. Diese vier Runden – das ist die härteste Halbmarathonstrecke eines Mitteldistanz-Triathlons, die ich kenne.

Hinzukommen die Temperaturen. Es ist schon ein Unterschied, ob man hier im Venn morgens bei 12 oder 13 Grad läuft, oder in der Mittagshitze in Peguera bei 27 Grad.

Trotzdem bist du dort am Start.

Nach dem Ausfall des Ironman in Dresden musste ich umplanen. Und es gibt nicht viele Wettbewerbe in den Herbstferien, die von Veranstalter „Challenge“ durchgeführt werden. Außerdem ist es landschaftlich auch wirklich schön – das hat schon was in und um Peguera herum.

Wie lief und läuft die Vorbereitung:

Sehr gut. Auch der 28-km-Lauf im Rahmen des Münster Marathons war ein Teil davon und hat mir mental einen Aufschwung gegeben.

Wie das?

Ich bin in Münster ohne große Vorbereitung gelaufen, quasi aus der „kalten Triathlon-Buxe“, wie man so sagt. Ich bin eben Halbmarathonstrecken gewohnt, daher waren meine Beine nach 21,5 km schwer. Doch nach 22,5 km habe ich gemerkt: Es geht wieder und bin am Ende noch schneller geworden.

Und am Ende gar Zweite.

Wichtiger als das schöne Resultat war die Zeit von 1:53 Std., das macht einen Schnitt von 4:03 Minuten pro Kilometer. Damit bin ich sehr zufrieden.

Seit dieser Saison arbeitest du mit einem neuen Trainer zusammen, mit dem Hamburger Steffen Schönhut. Und das erfolgreich.

Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut, da auch nach wie vor Guido Bünker hier als Trainer vor Ort ist. Ich habe in diesem Jahr deutlich mehr Intervalle trainiert, hatte bisher – toi, toi, toi – keine Verletzungen. Die Zusammenarbeit im Trio klappt.

Wie sieht dein Trainingspensum aus?

Ich trainiere täglich zwei der drei Disziplinen, auch wenn keine Ferien sind und ich am Gymnasium in Hopsten unterrichte. Ich komme auf insgesamt 20 Trainingsstunden pro Woche.

Was motiviert dich?

Der Spaß an der Sportart. Auch die Umfänge machen mir nichts aus, das Quälen macht auch Spaß. Und im Wettkampf will ich einfach gut sein.

Du musst dich auch finanziell engagieren. Die Startgebühr auf Mallorca liegt bei über 200 Euro. Hinzukommen Reise, Unterkunft, Verpflegung. Andererseits hast du ja auch schon einige Logos auf deinem Triathlon-Einteiler.

Es ist toll, dass sich einige Sponsoren engagieren. Dennoch freue ich mich, wenn mir aufgrund meines Weltranglistenplatzes – wie jetzt auf Mallorca – die Startgebühr erlassen wird.

Wo stehst du in der Weltrangliste?

Auf Platz 153. Ab Rang 150 verlangt Veranstalter Challenge keine Startgebühr mehr. Mir hat man sie netterweise dennoch erlassen.

Sind solche internationalen Wettbewerbe die Highlights schlechthin für dich?

Die schönsten Triathlon-Wettbewerbe sind für mich diese kleineren Veranstaltungen wie in Riesenbeck oder Saerbeck, wenn man nachher mit den LGE-Athletinnen und -Athleten noch zusammensteht und ein Bierchen – mit oder ohne Alkohol – trinkt.