Emsdettener Triathlon-Ass gewinnt digitale Rennserie
Quellenangabe: Sportredakteur Marius Holthaus, Emsdettener Volkszeitung, Ausgabe 14.02.2025
In den eigenen vier Wänden fuhr Hannah Arlom mit dem Rennrad allen davon … Ungewöhnlicher Erfolg für das Emsdettener Triathlon-Ass. Die 37-Jährige gewann in diesem Winter einen Wettbewerb, der größtenteils in der digitalen Welt stattfand.
- Ihr Rennrad ist in der Standvorrichtung befestigt und mit dem Internet verbunden: Von hier aus bezwang Hannah Arlom aus Emsdetten ihre Gegner.
Was nach einem netten Computer-Spiel klingt, entpuppt sich als Hochleistungssport und ist laut Arlom im Vergleich zu Straßenrennen „sehr real“.
Das ganze nennt sich ZTS (Zwift Triathlon Serie) und entstand zu Corona-Zeiten. Weil damals viele Wettkämpfe wegbrachen, überlegten sich Hamburger Triathlon-Teams, wie man dennoch gegeneinander antreten könnte. Ihre Idee entpuppte sich als schnell wachsendes Erfolgsmodell, mittlerweile starten bei der Rennserie Triathleten aus ganz Deutschland. Die meisten stammen aus der 1. oder – wie Arlom – 2. Bundesliga.
Doch wie funktioniert es? Arlom, die in Emsdetten sowohl für die LGE als auch die RSG aktiv ist, spannte daheim ihr Rennrad in eine Standvorrichtung und verband es über das Internet mit der App „Zwift“, einer Online-Plattform für Indoor Radsport. Das gleiche taten 85 weitere Sportlerinnen an vielen anderen Orten. Pünktlich zu den jeweiligen Rennterminen mussten sie alle parat stehen, trafen in der digitalen Welt zusammen.
- Die Rennen wurden auch live bei Youtube samt Moderatoren übertragen
Dann das Startsignal! Jede tritt kräftig in die Pedale. Auf dem vor ihnen platzierten Laptop oder iPad können die Fahrerinnen das Rennen verfolgen, sehen, wie die Avatare (also die jeweilige grafische Darstellung der Teilnehmerinnen) um die Platzierungen kämpfen. „Die Geschwindigkeit wird ermittelt durch die Leistungsmessung am Rad“, erklärt Arlom. Zudem simuliert das Programm Renn-Realitäten: Sieht Arlom etwa ihren Avatar im Windschatten einer Konkurrentin fahren, fällt ihr das Treten leichter. Geht es in der digitalen Welt bergauf, erhöht sich am Rad daheim der Widerstand.
Einer der großen Unterschiede zum echten Radsport: Man muss nicht lenken, muss also auch keine Lücke suchen, um im Pulk an den anderen vorbeizuziehen. Was in Wirklichkeit schon mal kompliziert und mit Sturzgefahr verbunden sein kann, geht am Bildschirm ganz geschmeidig über die Bühne.
- Auf den vor sich platzierten Laptops oder iPads konnten die Teilnehmer den Rennverlauf verfolgen und fanden dort zudem Infos unter anderem zu ihrer Geschwindigkeit und den aktuellen Platzierungen.
Was dagegen sehr real ist: Anstrengung und Schweiß. Arlom: „Man geht in diesen Rennen völlig an die Grenzen, da man die Gruppe halten möchte.“ Einmal den Anschluss verloren, „hat man keine Chance, alleine wieder ranzufahren“. Zudem gab es in den Rennen Zwischensprint-Wertungen, bei denen Extrapunkte winkten.
Die bis Januar dauernde Serie bestand aus fünf Rennen mit fünf verschiedenen Strecken. Eine davon führte durch den virtuellen Central Park in New York. 30 Kilometer mit 325 Höhenmetern. Arlom: „Da habe ich den Abschlusssprint zu früh angezogen, bin von der Gruppe überholt worden und Neunte geworden.“ Ihre weiteren Platzierungen: zweimal Zweite und zweimal Dritte. Das ergab in der Endabrechnung – nur die vier besten Ergebnisse kamen in die Wertung – den Gesamtsieg!
Dafür dankt Arlom auch ihrem Trainer Steffen Schönhut, der ihr während der Rennen taktische Tipps gab. Schönhuts Rad stand dabei neben dem von Arlom. Denn auch der Regionalliga-Triathlet machte bei der Serie mit, belegte bei den Männern (insgesamt 178 Starter), deren Rennen im Vergleich zu den Frauen leicht zeitversetzt begannen, den 18. Gesamtplatz. Damit war der 40-Jährige angesichts der Bundesliga-Konkurrenz „sehr happy“.
- Auch bei Hannah Arloms Trainer Steffen Schönhut in Hamburg trafen sich die beiden, um von dort aus Rennen dieser Serie zu bestreiten. Schönhut belegte bei den Männern den 18. Gesamtplatz.
Schmunzelnd zog Schönhut das Fazit: „Zu zweit gilt: Geteilter Schmerz ist halber Schmerz – geteilter Erfolg aber ist doppelter Erfolg.“
Die Rennen wurden auch live mit Moderatoren auf Youtube übertragen, unter diesem Link finden Sie ein Beispiel.