Wahl zur EV-Sportlerin des Jahres 2024: Leichtathletin Kim Vaske erfüllte sich ihren Paralaympics-Traum
Quellenangabe: Sportredakteur Marius Holthaus, Emsdettener Volkszeitung, Ausgabe 04.01.2025
Die EV stellt in lockerer Folge die Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahl zur Sportlerin/zum Sportler des Jahres 2024 vor.
Heute: Leichtathletin und Paralympics-Teilnehmerin Kim Vaske.
Vor einem Jahr war es nur ein Wunschtraum. „Der Weg zu den Paralympics ist wirklich hart“, meinte Kim Vaske als Emsdettens frisch gebackene Sportlerin des Jahres 2023. Und schob hinterher: „Aber ich sage nie nie.“ Ein halbes Jahr später war es Realität, die Leichtathletin am Ziel: Paralympics in Paris! 80000 Menschen im Stadion, ARD und ZDF berichteten live. In Medaillen-Nähe kam Kim Vaske bei ihren Starts im Kugelstoßen sowie im 100- und 200-Meter-Sprint zwar nicht, das überraschte angesichts ihrer erst 19 Jahre aber wenig.
Hat sie damals, Anfang 2024, wirklich daran geglaubt, es nach Paris schaffen zu können? Genau erinnern kann sich Kim Vaske nicht mehr: „Das ist so lange her, und es ist seitdem so viel passiert. Ziel war aber auf jeden Fall, es zu versuchen.“
Doch dann das: Eine Sehnenentzündung im Januar bremste sie wochenlang aus. Der nächste Rückschlag folgte im Frühjahr, als bekannt wurde, welche harten Normen der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) verlangte, um einen Kandidaten überhaupt für Paris in Betracht zu ziehen. In ihrer Paradedisziplin, dem Kugelstoßen, hinkte Vaske der verlangten Weite um einen Meter hinterher. Wie skeptisch sie selbst in Bezug auf eine mögliche Paris-Teilnahme war, verrät sie heute schmunzelnd mit einer Anekdote…
Sportlich bei der LG Emsdetten groß geworden, schloss sich Kim Vaske (ihr fehlt seit der Geburt ein Unterarm) 2019 Bayer Leverkusen an, wohnt seit 2023 direkt neben dem Trainingsgelände und studiert in Köln Sport und Sozialwissenschaften auf Lehramt. Eine Mitstreiterin in ihrer Trainingsgruppe ist Jule. Beide wollten unbedingt bei den Paralympics dabei sein – und sei es als Zuschauer. „Wir haben uns Tickets gekauft, um zumindest die anderen aus unserer Trainingsgruppe anfeuern zu können.“ Da ahnten sie noch nicht, dass sie keine Eintrittskarten brauchen würden…
Nach dem von ihrer Verletzung geprägten Start ins Jahr ging es für Kim Vaske steil aufwärts. Mit ihrer bis heute gültigen Bestmarke von 10,66 Meter übertraf sie die Mindestnorm des DOSB (10,47 Meter) deutlich. Im Juli kullerten schließlich Freudentränen: Vaske wurde ins deutsche Paralympics-Team aufgenommen!
In Paris gab es erneut Tränen, einmal allerdings aus Frust. Im Kugelstoßen Anfang September verpasste Vaske mit nur 9,04 Meter das Finale der besten Acht, das sie eigentlich draufgehabt hätte. Mittlerweile hat sie damit ihren Frieden gemacht: „All das Positive, das ich erlebt habe, überwiegt die drei Stöße, die nicht so gelaufen sind wie geplant.“
Geblieben sind die vielen überwältigenden Eindrücke. Von den pompösen Eröffnungs- und Abschlussfeiern. Von den Wettkämpfen. Vom Paralympischen Dorf, wo sie sich ein Zimmer mit der ebenfalls qualifizierten Jule teilte. Ihre einige Monate zuvor gekauften Tickets haben sie an Familie und Freunde verschenkt, andere verkauft.
Nach dem Paris-Highlight ging es Kim Vaske so wie vielen anderen Spitzensportlern auch: „Ich bin in ein Loch gefallen. Monatelang hatte man auf das große Ziel hingearbeitet, alles war darauf ausgerichtet – und dann war da nach den Paralympics erst mal Leere. Ich habe mich zwei Monate kaum bewegt, hatte keine Lust auf Sport.“ Mittlerweile ist sie wieder voll im Training. Auch bei ihrem Heimatbesuch jetzt über die Feiertage waren die Laufschuhe in Emsdetten dabei.
Es gibt eine große Neuerung bei Kim Vaske: „Ich lerne eine komplett neue Kugelstoß-Technik.“ Bislang wendete sie die Angleittechnik an, bei der die Sportler erst mit dem Rücken zur Wurf-Richtung stehen. Jetzt aber stellt sie um auf die Drehstoß-Technik. Der Tipp kam vom Bundestrainer, der diese bei Para-Leichtathleten noch wenig verbreitete Technik für Vaske als optimal ansieht. „Nach jeder Trainingseinheit raucht mir der Kopf“, sagt sie über den „sau-schweren“ Bewegungsablauf. Durch die fast komplette Drehung um sich selbst verliert sie noch oft die Orientierung. Sollte sie es aber schaffen, die Technik zu perfektionieren, kann die Vier-Kilo-Kugel weit fliegen. Wie weit? „Eine kleine Wundertüte. Es wird spannend.“
Denkt Kim Vaske an die Paralympics zurück, „kriege ich immer noch Gänsehaut“. Oft ertappt sie sich dabei, wie sie die im Handy gespeicherten Paris-Schnappschüsse „zum 20. Mal“ anguckt. In diesem Jahr soll das Foto-Album weiter anwachsen. Das große Ziel 2025: die nach 2023 zweite WM-Teilnahme in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi.
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