„Triathlon ist Leidenschaft“
Quellenangabe: Sportredakteur Ferdi Recker, Emsdettener Volkszeitung, Ausgabe 17.06.2023
Der weltberühmte Triathlon auf der Langstrecke in Roth: 3,8 Kilometer schwimmen im Kanal, 180 Kilometer auf dem Rad, zudem der Marathon über 42,2 Kilometer. „Es ist es mein primärer Wunsch, gesund ins Ziel zu kommen. Wenn wir über Zeiten reden wollen, dann wäre ein Finish unter zehn Stunden sehr gut. Knapp eine Stunde im Wasser, fünf Stunden auf dem Rad, dann noch etwa 3,5 Stunden für den Marathon – grob geschätzt. Wenn alles ganz optimal läuft, könnte auch 9.30 Std. drin sein. Meine Eltern werden da sein, meine Schwester, meine Tante reisen an, sie alle drücken mir ganz fest die Daumen.“
War Hannah Arlom immer schon sportlich akiv?
Immer. Sehr jung schon war ich mit Papa auf dem Tennisplatz, früh hat er mir das Schwimmen beigebracht. Das zahlt sich heute aus.
Hobbys – außer Sport, bleibt da noch Zeit?
Wenig. Ich bin sehr gern in der Natur, wandere auch.
Der bisher größte sportliche Erfolg?
Von wenigen Wochen in Kraichgau. Mein 12. Platz über die Mitteldistanz ist auf den ersten Blick zwar nicht so prall, doch der Wettkampf war mit erstklassiger Konkurrenz besetzt. Ich war auf der Mitteldistanz nur 15 Minuten hinter den besten Damen der Welt. So groß ist der Abstand also nicht mehr, da fehlt nicht mehr viel.
Gibt es in der Karriere schwere Verletzungen?
Kleinigkeiten gab es immer mal, doch in der Vorbereitung jetzt auf Roth lief alles reibungslos.
Start in Roth ist am Samstag. Wann und wie reist Hannah an?
Am Mittwoch mit dem Auto, mein Rennrad im Kofferraum, die Vorfreude ist schon riesig.
Wer begleitet die Ausdauersportlerin, als Trainer, bzw. als Betreuer?
Meine beiden Trainer Guido Bünker und Steffen Schönhut sind vor Ort, doch beide gehen bei den Amateuren in ihren Altersklassen an den Start. Betreuer braucht man nicht beim Triathlon in Roth, jede Betreuung auf der Strecke ist strikt verboten. Dennoch ist es sehr wichtig, wenn Familie und viele Freunde am Streckenrand mental unterstützen, ohne geht es nicht.
Plätze in Roth sind seit Jahren sehr begehrt und stets rasend schnell vergeben. Wie kamst du an einen Startplatz?
Ich gehöre aktuell zu den 150 besten Damen-Triathleten in der Weltrangliste, dann hat man auf Wunsch einen Platz in Roth sicher. Und Guido Bünker war bei der Anmeldung sehr schnell mit den Fingern am PC.
Welche Qualifikation muss man für einen Start in Roth nachweisen?
Eine Extra-Qualifikation ist nicht nötig, ich muss natürlich meine Profi-Lizenz vorweisen.
Hast du speziell auf Roth hin trainiert? Seit wann, wie oft in der Woche?
Ich bin seit etwa neun Monaten in der intensiven Vorbereitung auf die Langdistanz in Roth, trainiere seitdem an jedem Tag.
Auf welcher Disziplin liegen deine Stärken, welche Strecke macht die größten Sogen?
Vor dem Start im Wasser steigt stets mein Adrenalin-Spiegel, da habe ich oftmals etwas Panik. Bin ich unterwegs, dann geht es. Fit bin ich auf dem Rad. Gut vorbereitet bin ich auch für den Lauf, doch es kommt bei drei Disziplinen halt viel zusammen.
Schwimmen im Kanal – ist das besser als auf Bahnen im Schwimmbad?
Nach dem Massenstart hat man im Kanal etwas mehr Platz als auf einer engen Bahn im Freibad. Ich hoffe sehr, dass wir einen Neoprenanzug tragen dürfen, der allerdings ist ab einer Wassertemperatur von 21,9 Grad verboten. Die Startzeit ist früh morgens, da ist es hoffentlich noch nicht so warm.
Hat sich Hannah Arlom für Roth ein Limit gesetzt?
Wie gesagt, wenn ich auf dieser Langdistanz unter zehn Stunden ins Ziel komme, bin ich sehr zufrieden. Wenn es grandios läuft, dann um die 9.30 Stunden.
Woher nimmst du eigentlich die Motivation für diesen enormen Aufwand?
In erster Linie macht mir dieser Sport großen Spaß, auch bei einer hohen Trainingsintensität. In der langen Vorbereitung auf Roth gab es natürlich auch Einheiten bei schlechtem Wetter, doch da musste ich dann durch. Ich will es ja so.
Weitere sportliche Ziele für die Zukunft im Hinterkopf?
Ich habe die Qualifikation für die Triathlon-Europameisterschaft in Belgien in der Tasche, die läuft Ende August. Das ist im Kopf noch weit weg, meine Gedanken sind „Roth“.
Was sagte das Lehrer-Kollegium, was sagten die Schüler zum Start in Roth?
Im Kollegium erfahre ist beste Unterstützung, in der Schülerschaft großen Respekt.
Ernährung spielt eine große Rolle. Auch schon jetzt im Vorfeld?
Ich versuche, mich immer relativ gesund zu ernähren. Direkt vor dem Wettkampf esse ich kein Fleisch, aber viele Kohlehydrate, um den Speicher aufzufüllen. Im Wettkampf gibt es dann spezielle Gels, die mein Körper aus vielen Wettkämpfen kennt. Der Veranstalter hält zwar auch diverse Gels für uns bereit, doch da vertraue ich gern den eigenen Erfahrungen. Diese Gels werde ich nach dem Schwimmwettbewerb auf dem Rad und beim Lauf bei mir tragen.
Der größte Wunsch für die letzte Woche vor Roth?
Gesund bleiben. Ich muss jetzt am Wochenende zu einer großen Abi-Feier meiner Schule, da lauern doch einige Gefahren. Magen- und Darm oder eine Erkältung kann ich wirklich nicht gebrauchen.
Dein Dank geht an….
… meine Familie für die Unterstützung in all den Jahren. An meine Sponsoren, an meine Physios Maren Weis und Nils Wiedenhöft, die alle großen Anteil an meinen Erfolgen haben. Und natürlich an meine Trainer Guido und Steffen. Mein Dank geht auch an Anja Wesseler, die schon auf der Langstrecke in Roth gestartet ist und stets mein sportliches Vorbild war. Und an Anja Wolters, die mich seit meiner Zeit im Borussen-Dress stets gefordert und gefördert hat, heute noch sehr regen Anteil an meiner Karriere nimmt. Sie haben mich stets motiviert, den intensiven Sport zu betreiben.
Zur Person: Hannah Arlom
Hannah Arlom startet am 25. Juni bei der „Challenge Roth“, 40 Kilometer südlich von Nürnberg, auf der Triathlon-Langstrecke.
Seit sieben Jahren ist Hannah Arlom Mitglied der LGE, startet in der Triathlon-Bundesliga für den TV Buschhütten. Hannah ist mittlerweile eine sehr bekannte Profi-Ausdauersportlerin im Triathlon. Sie ist 36 Jahre jung, unterrichtet als Studienrätin (Fächer Mathematik, Wirtschaftslehre und Sport) an der Hubert’schen Schule in Hopsten.
Vor drei Jahren hat sich Hannah für das Triathlon-Profitum entschieden. Hannah ist ledig, gebürtige Dettenerin, wohnte zunächst im Elternhaus am Padkamp, später im neuen elterlichen Heim am Biekmeresch, heute an der Lange Straße.
Ihre sportliche Karriere startete Hannah als junge Fußballspielerin bei Borussia unter Coach Erich Anders, spielte später bei den Damen „auf der Sechs“. Aus Lust und Laune und etwas Neugier nahm Hannah – „mit einem Badeanzug und einem Mountainbike“ – an einem Triathlon teil, stellte dabei direkt fest: „Das ist mein Ding!“
EV-Mitarbeiter Ferdi Recker traf sich mit ihr, mit am Tisch saß Trainer Guido Bünker, der nach einer „Pause“ von 31 Jahren jetzt in Roth wieder startet – bei den „Age Groupern“.
„Challenge Roth ’23 wird garantiert das Rennen des Jahres“
Die „Challenge Roth“, die am Sonntag, 25. Juni, als Triathlon auf der Langdistanz in Roth startet, ist auf diesen drei Distanzen der weltweit größte Triathlon. Der Wettbewerb mit 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und am Ende einem Marathonlauf über 42,2 Kilometer, zählt zu den traditionsreichsten und bestbesetzten Veranstaltungen auf diesen Distanzen in Europa. Vor einem Jahr feierte die Challenge Roth das 20-jährige Bestehen, bei den Frauen siegte die Favoritin Anne Haug in 8:22:42 Stunden.
Im Profifeld der Frauen 2023 ist die Qualitätsdichte extrem hoch. Sieben der zehn besten Starterinnen des Hawaii-Rennens 2022 sind in Roth dabei, unter anderem die Überraschungssiegerin Chelsea Sodaro. Außerdem wird die deutsche Top-Triathletin Laura Philipp ihr Debüt geben.
Die amtierende Roth-Siegerin Anne Haug zeigt sich begeistert von der starken Konkurrenz: „Ich starte in diesem Jahr in Roth nicht nur, weil es das beste Rennen der Welt ist. Das aktuelle Startfeld ist schier unglaublich. Auf diesem Level ist es zudem einzigartig, dass Profi-Frauen und -Männer und die Age Grouper an einem Tag auf derselben Strecke starten. Das wird das Rennen des Jahres.“
In diesem Rennen des Jahres geht auch die Profi-Triathletin Hanna Arlom aus Emsdetten an den Start, das ist der Wahnsinn. Am Start auch – bei den Age Groupern – ihre beiden Trainer Steffen Schönhut aus Hamburg und der Dettener Guido Bünker, der bereits vor 31 Jahren (!) in Roth startete, nun versuchen wird, seine damalige Zeit von 11,5 Stunden zu toppen.
Der Blick auf einen Teil des Damen-Profifeldes: Neben Hannah Arlom starten Anne Haug, Chelsea Sodaro, Daniela Ryf, Laura Philipp, Laura Siddall, Fenella Langridge, Ruth Astle, Lisa Norden, Elisabetta Curridori, Elena Illeditsch, Margie Santimaria, Maja Betz, Vanessa Pereira, Annika Timm, Leonie Zumhasch, Jamie Albert und einige mehr am übernächsten Sonntag.
Schwimmen
Weil das Wasser- und Schifffahrtsamt den Challenge Roth seit Jahren unterstützt, wird die internationale Wasserstraße sogar für die Roth-Triathleten für einige Stunden komplett gesperrt. Es ist eine der „dankbarsten“ Schwimmstrecken, die bei Langdistanz-Rennen zu finden ist. Nach dem Startschuss geht es knapp 1,5 km geradeaus zum südlichen Wendepunkt, auf der anderen Kanalseite dann zurück, am Start vorbei bis zum nördlichen Wendepunkt, dann die letzten Meter zurück zum Ausstieg. Den Sportlern fällt hier eine Orientierung im Vergleich zu anderen Srecken leichter.
Radfahren
Die Strecke führt durch die hügelige Landschaft des südlichen Landkreises Roth, in den Gemeinden herrscht riesige Volksfeststimmung am Streckenrand. Es werden zwei Runden mit insgesamt etwa 1200 Höhenmetern gefahren. Der absolute Hotspot ist der Solarar Berg mit Gänsehaut-Garantie, wenn man im Zuschauer-Kanal den leichten Anstieg hochfährt. Vielmehr in Acht nehmen sollte man sich eher vor dem Kalvarienberg in Greding (1. Runde nach etwa 35 km, 2. Runde nach etwa 120 km), den man mit seinen zehn Prozent Steigung deutlich stärker in den Beinen spürt. Am Ende der zweiten Runde geht es von Eckersmühlen nach Roth in die zweite Wechselzone.
Laufen
Die Strecke führt zunächst über fünf Kilometer aus Roth hinaus zurück zum Main-Donau-Kanal. Nach der Anfangs-Euphorie ist jetzt enorme mentale Stärke gefragt, denn für die nächsten 20 Kilometer laufen die Athleten direkt am Kanal-Uferweg entlang – immer geradeaus in der heißen Nachmittags-Sonne. Durch die beiden Wendepunkte begegnen sich die Athleten auf dem Hin- und Rückweg. Bei Kilometer 25 ist dieser brutale Abschnitt dann absolviert, die Strecke führt zurück nach Roth – endlich durch das Triathlon-Mekka hindurch. Der gesamte Ort peitscht die Athleten regelrecht auf die letzten zehn Kilometer. Diese werden noch einmal richtig hart, denn hier wartet noch der Anstieg nach Büchenbach. Ist dieser Wendepunkt erreicht, beginnt jedoch der Triumph-Lauf: Die letzten fünf Kilometer zurück nach Roth – endlich ins Ziel.