Leichtathletik: Kim Vaske ist bei Paralympics in Paris dabei!

Quellennachweis: Sportredakteur Marius Holthaus, Emsdettener Volkszeitung, Ausgabe 20.07.2024

Kim Vaske (19) wird von ihren Glücksgefühlen überwältigt. „Ich kann das noch gar nicht realisieren“, sagte sie am Freitagvormittag zu unserer Zeitung. Gerade eben hatte die Leichtathletin erfahren: Sie ist bei den Paralympics in Paris (28. August bis 8. September) dabei, wird bei dem internationalen Großereignis Teil der deutschen Mannschaft sein!

Hinter ihr liegt ein nervenaufreibender Krimi um die Nominierung.

Vor einem Jahr sprach sie erstmals von Paris

Kim Vaske, die in Köln auf Lehramt studiert, trainiert seit 2023 bei der Leichtathletik-Hochburg Bayer Leverkusen. Am vergangenen Wochenende war sie auf Heimatbesuch. Gemeinsam mit ihrer Oma („Mein größter Fan“) las sie dabei alte Zeitungsartikel über sich durch, von ihren Anfängen bei der Laufgemeinschaft Emsdetten bis heute. „Vor einem Jahr habe ich in einem Artikel erstmals von Paris gesprochen.“ Die Teilnahme an den Paralympics 2024 – damals war es noch ein ferner Traum.

Doch eine glückliche Fügung half bei der Erfüllung: Im September 2023 trat Vaske (ihr fehlt seit der Geburt ein Unterarm) einfach mal wieder bei einem Kugelstoß-Wettkampf an. Diese Disziplin hatte sie jahrelang links liegen lassen, sich stattdessen auf Weitsprung und Sprint spezialisiert. Doch siehe da: Die Kugel flog auf Anhieb beachtliche 8,60 Meter weit. Auch der Trainer wurde hellhörig – und Kugelstoßen die neue Paradedisziplin seines Schützlings. Im Februar 2024 holte Vaske mit 9,76 Metern den deutschen Hallen-Titel, steigerte ihre Bestleistung stetig auf aktuell 10,66 Meter. Mit dieser Weite liegt sie zwar unter der A-Norm (11,29 Meter), die der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) für Paris angesetzt hat. Doch die B-Norm (10,47 Meter) hat Vaske locker geknackt – und sich damit zumindest die Chance auf eine Nominierung bewahrt.

„Meine Freunde tun mir leid“

Am 6. Juli endeten die Qualifikations-Wettkämpfe. Seitdem beratschlagte der DOSB, wer mit zu den Paralympics darf. Kim Vaske: „Ein Nervenspiel. Das hat die letzten zwei Wochen echt an meiner Laune gezerrt, meine Freunde tun mir leid.“

Am Freitag ab 10 Uhr nun verkündete der DOSB bei einer Pressekonferenz (PK) seine Entscheidungen. Auf dem Trainingsgelände in Leverkusen fieberte Kim Vaske im Livestream mit, gemeinsam mit zwei Vereinskolleginnen, die beide die A-Norm erfüllt haben und sich daher um ihre Nominierung wenig Sorgen machen mussten. Und Wackelkandidatin Vaske? Als bei der PK die Sportart Leichtathletik an der Reihe war, fiel plötzlich ihr Name und tauchte gleichzeitig in einer Einblendung auf. JA, sie ist dabei! „Ich habe angefangen zu weinen.“ Hinzu kamen Jubel und Umarmungen. Vielleicht hatte es ja geholfen, dass die Oma daheim in Emsdetten vor der Bekanntgabe eine Kerze für ihre Enkelin angezündet hatte.

Drei Starts in Paris

Kim Vaske vermutet, ihre starke Entwicklung in den vergangenen Monaten und Jahren könnte bei der Nominierung den Ausschlag gegeben haben. Ebenso ihr junges Alter. Denn wenn sie bei den Paralympics 2028 in Los Angeles mit 23 Jahren im besten Athleten-Alter sein wird, könnten ihr die Erfahrungen, die sie jetzt in Paris sammelt, zusätzlich helfen. Sie wird dort nicht nur mit der Kugel antreten, sondern auch über 100 und 200 Meter, da sie auch in diesen Disziplinen die Mindestanforderungen, die vom internationalen Paralympischen Komitee für einen Start vorgegeben werden, erfüllt. Auch im Weitsprung dürfte sie ran, will die Anstrengungen aber nicht übertreiben und verzichtet daher.

Jetzt beginnt die heiße Phase. In der kommenden Woche erhalten die Athleten ihre einheitliche Paralympics-Kleidung, später folgt ein Abstecher nach Nizza, um sich dort den Feinschliff zu holen, ehe man das Olympische Dorf in Paris bezieht, das die Teilnehmer an den Olympischen Spielen (26. Juli bis 11. August) kurz zuvor verlassen haben werden. Kim Vaske: „Alles, was jetzt kommt, ist die Sahne auf der Torte.“

Kim Vaskes Zeitplan in Paris

  • 100 Meter: Vorlauf (und Finale) am 3.9.
  • Kugelstoßen: 4.9.
  • 200 Meter: Vorlauf (und Finale) am 7.9.
  • Kim Vaske wird mit ihren 19 Jahren eine der Jüngsten im deutschen Team in Paris sein. „Ich glaube, niemand erwartet bei meinen ersten Paralympics eine Medaille von mir. Es geht primär darum, dabei zu sein, sich alles einmal anzugucken und Erfahrungen zu sammeln.“