Paralympics-Traum: Kim Vaske greift im Kugelstoßen an

Quellenangabe: Marius Holthaus, Sportredakteur Emsdettener Volkszeitung, Ausgabe 11.05.2024

Leichtathletik-Ass Kim Vaske greift seit einigen Monaten auch im Kugelstoßen an. Wie sich zeigte, schlummert in dieser Disziplin sehr viel Potenzial in der Emsdettenerin, die von den Paralympics 2024 in Paris träumt.

Mit riesigem Vorsprung wurde Kim Vaske im Januar zu Emsdettens Sportlerin des Jahres 2023 gewählt. Kurz nach der Krönung der herbe Rückschlag: Sehnen-Entzündung! „Ich war echt gut in Form. Die Verletzung hat meine Pläne durchkreuzt“, erinnert sich die Para-Leichtathletin an die Diagnose Ende Januar. Bedeutete: wochenlang keine Sprints, keine Sprünge, nur sehr schonendes Training. Und das ausgerechnet im Jahr der Paralympics. Die starten Ende August in Paris. Kim Vaske will dabei sein. Die Qualifikation zu schaffen, ist jedoch eine Herkules-Aufgabe. Auch ohne diese verdammte Verletzung.

Aus Spaß heraus zum Titel

Die Emsdettenerin studiert seit 2023 in Köln auf Lehramt, schuftet zudem bei der benachbarten Leichtathletik-Hochburg Bayer Leverkusen für Paris. Ihre Paradedisziplinen: der 100- und 200-Meter-Sprint sowie Weitsprung. Als die lädierte Sehne die 19-Jährige, der seit der Geburt ein Unterarm fehlt, ausbremste, kam ihr ein glücklicher Zufall zugute. Aus Spaß hatte sie ihrem Trainer mal gesagt, als frühere Siebenkämpferin sei sie auch eine gute Kugelstoßerin. Und der Coach dachte sich: Dann zeig‘ doch mal. Heimlich meldete er seinen Schützling bei einem Wettkampf Ende September 2023 an. Und siehe da: „Ohne Training habe ich aus dem Nichts 8,60 Meter gestoßen.“ Das reichte für den Sieg.

Damals reifte die Idee, fortan auch mit der Kugel anzugreifen. Als nun nach der niederschmetternden Diagnose Anfang des Jahres mit den Beinen erst mal wenig ging, wurde noch intensiver an der Stoß-Disziplin gefeilt. Prompt räumte Vaske bei den deutschen Hallen-Meisterschaften im Februar mit 9,76 Meter den Titel ab!

Zufall ist das alles nicht. Die in ihren Beinen steckende, seit Jahren trainierte Schnellkraft kommt Vaske beim Kugelstoßen zugute. Das gezielte Arbeiten an der Disziplin förderte dann flott das in Vaske schlummernde Potenzial zutage. Beim Start in die Freiluft-Wettkampfsaison am vergangenen Wochenende in Leverkusen haute sie richtig einen raus: 10,50 Meter! „Dabei fand ich den Stoß echt scheiße“, wundert sie sich noch heute über ihre pulverisierte Bestleistung. Als die Weite verkündet wurde, fragte sie ungläubig beim Wettkampfrichter nach: „10,05 Meter? Oder wirklich 10,50 Meter?“ Ja, wirklich.

Am Donnerstag in Köln bestätigte Vaske die Leistung, überquerte drei weitere Male die 10-Meter-Marke. Der beste Versuch landete bei 10,16 Meter. Obwohl bei diesem Wettkampf auch nicht behinderte Leichtathleten am Start waren, gewann Vaske erneut.

Ihre Chancen, sich für Paris zu qualifizieren, schätzt sie mittlerweile mit der Kugel am besten ein. Aber: Die verlangte Norm von 11,29 Meter ist noch ein gutes Stück entfernt. Und selbst wenn Vaske sie schafft, ist noch offen, wie viele Startplätze Deutschland bei den Paralympics überhaupt ergattert und ob die Emsdettenerin einen Platz in der Mannschaft erhält.

Parallel fährt sie seit Überwindung ihrer Verletzung die Anstrengungen in ihren drei anderen Top-Disziplinen wieder hoch. In Köln legte sie über 100 Meter in 13,49 Sekunden schon mal einen vielversprechenden Saisonstart hin. Mal schauen, was da noch möglich ist. Oder wie Kim Vaske es formuliert: „Viele Wege führen nach Rom. Und viele Wege führen nach Paris.“