Karl Heisterkamp: „Laufen gehört zu meinem Lebensziel“
Quellenangabe: Redakteur von Luca Pals, Emsdettener Volkszeitung, Ausgabe 10.09.2022
32 Frauen und Männer können sich beim Münster-Marathon als „Treue-Läufer“ bezeichnen. Sie haben keine der bisherigen 19 Auflagen verpasst. Einer von ihnen ist der 77-jährige Karl Heisterkamp von der LG Emsdetten. Er ist einer von über 9000 Marathon-Läufern und startet zum 20. Mal in Münster.
Am Wochenende ruft der Marathon in der Domstadt Münster. Wann und warum haben Sie mit dem Laufen angefangen?
Heisterkamp: 1977. Damals stellte ich fest, dass ich kurz davor bin, Diabetiker zu werden. Ich hatte erhöhte Blutfettwerte, war stark übergewichtig und habe geraucht. Beruflich hatte ich die Chance, mit einem Professor für Sportmedizin ein Gespräch zu führen. Er hat mir zum Laufen geraten.
Wie stellte der Start sich für Sie dar?
Das war am 4. Januar 1978 um 6 Uhr. Es waren genau 400 Meter, danach brannte der Brustkorb ein wenig. Die ersten beiden Wochen habe ich mich auf 2 km gesteigert, nach einiger Zeit erreichte ich 4 km. Nachdem ich mit dem Rauchen aufgehört hatte, fiel es mir immer leichter, längere Strecken zu laufen. Nach einem halben Jahr machte es richtig Spaß.
Wie kam es, dass Sie erstmals bei Wettkämpfen gestartet sind?
Ich hatte beruflich mit einem Schweizer zu tun, der mich nach dem 100-km-Lauf in Wien fragte. 1983 ging ich beim 100-km-Lauf in Unna an den Start. Ein Marathon war noch kein Thema, so viele attraktive Möglichkeiten außerhalb Berlins gab es nicht. Meinen ersten lief ich in Steinfurt, nach der Wiedervereinigung kam Berlin dazu. Das hat mich 1994 gereizt, der Einlauf am Ku’damm war sehr emotional.
Schon bald kam der Start in Münster?
Genau, das war bei der ersten Auflage 2002. Damals lagen nur 14 Tage zwischen Münster und Berlin. Ich hatte mir fest vorgenommen, beide Veranstaltungen – gegen die Meinungen einiger Experten – in kurzer Zeit zu laufen. Und es hat funktioniert. Münster hat mir direkt sehr viel Spaß gemacht, der Einlauf auf dem Prinzipalmarkt hat mich sehr ergriffen.
Am Sonntag sind Sie zum 20. Mal dabei. Worin liegt für Sie der Reiz?
Vor allem in der Vorbereitung. Diese zwingt mich, am Ball zu bleiben. Vor 30 Jahren hat sich das auf zwei, drei Monate begrenzt. Heute muss ich schon im Februar, März anfangen, um im September fit zu sein.
Wie sieht die Vorbereitung für Sie konkret aus?
Ich laufe das ganze Jahr. Etwa 40, 50 km pro Woche. Kurz vor einem Marathon intensiviere ich die Frequenz, sodass ich pro Woche 10 km drauflege. Am Ende komme ich auf etwa 100 km pro Woche. Dieses Jahr war besonders, weil ich erst erkältet war, später Corona bekam und es im Sommer die große Hitze gab. Deswegen fehlten mir zwar Trainingseinheiten, aber die letzten vier Wochen habe ich es bis auf 120 km geschafft.
Der Marathon führt durch die Stadt und über Land. Wo laufen Sie lieber?
In der Stadt, auch wegen des Publikums. Es gibt es einen besonderen Anreiz, wenn die Menschen zwischendurch mal: „Karl, komm weiter“, rufen.
42,195 km – wann fangen Sie an zu beißen?
Das ist einmal zwischen Nienberge und Roxel, etwa bei km 27 und auf dem Weg nach Gievenbeck. Dort gibt es eine Steigung, die bei km 32 eine große Herausforderung darstellt.
2021 sind Sie 4:52 Stunden gelaufen. Welchen Ziel haben Sie am Sonntag?
Ich möchte den Marathon unter fünf Stunden schaffen.
Könnte Sie die Lust am Laufen auch verlieren?
Laufen gehört zu meinem Lebensziel. Ich laufe seit 44 Jahren und möchte noch lange Marathon laufen.