Drei Athleten des LG Tri-Teams erfüllten sich am letzten Wochenende einen lang ersehnten Triathlon-Traum: Anja Wesseler, Daniel Lüttkemöller und Dirk Wieberg finishten bei der Challenge in Roth die Triathlon-Königsdistanz über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und einen abschließenden Marathon über 42, 2 km.
Bereits vor über einem Jahr reifte der Gedanke bei den drei LG-Triathleten über die Triathlon-Langdistanz teilzunehmen. Nur wo teilnehmen, war die große Frage? Es gab lange Gespräche und Diskussionen, „der längste Tag des Jahres“ sollte für die Drei Athleten schon etwas ganz besonderes sein. Und so fiel schließlich die Wahl bereits vor über einem Jahr auf die DATEV Challenge in Roth / Franken. Bei der Challenge Roth handelt es sich um den weltweit größten Wettkampf auf der Triathlon-Langdistanz. Mit 3.400 Einzelstartern und 1.950 Staffelteilnehmern aus über 60 Nationen sowie über 260.000 Zuschauern und rund 7.000 Helfern an der Strecke wurde die Veranstaltung von 2011 an fünfmal in Folge als Deutschlands „Rennen des Jahres“ geehrt und gilt als traditionsreichste und bestbesetzte europäische Veranstaltung über diese Distanz.
Die Anmeldung erfolgte bereits im letzten Jahr vor Ort in Roth, somit konnte man sich schon einmal einen Überblick aus Zuschauer verschaffen. Und der Eindruck war grandios, die Stimmung am Solarer Berg, beim Zieleinlauf ins Stadion, die vielen Stimmungsnester unterwegs auf der Strecke, ja: Roth war die richtige Wahl.
Die notwendige Vorbereitung hierfür begann bereits im November letzten Jahres. Viele Trainingspläne wurden studiert, viele lange Radeinheiten wurden gemeinsam gemeistert, z.B. in Trainingslagern auf Mallorca, bei diversen Radmarathons oder bei kürzeren Triathlon-Vorbereitungswettkämpfen. Aber gerade zum Ende des wurden die drei auch recht mürbe von dem oft schlechten Wetter und den langen Einheiten. Nun sollte der große Tag endlich kommen und die Athleten wollten sich unbedingt für die vielen Mühen in der Vorbereitung endlich belohnen. Die drei reisten mit Ihren Familien, Freunden und Bekannten, die die Athleten „supporten“ sollten, bereits ein paar Tage vorher an, um sich zu aklimatisieren und die Triathlonluft dort zu schnuppern, es herrscht eine ganz besondere Atmosphäre, man merkt, dass die gesamte Region im Frankenland hinter diesem Event steht. Am Donnerstag eröffnete die Messe, es war ein tolles Gefühl, immer wieder konnten Gespräche mit den Stars der Szene geführt werden, Autogramme von Jan Frodeno, Fotos mit Chrissie Wellington, Fotos mit Yvonne van Vlerken oder Nils Frommhold. Stars zum Anfassen.
Dann kam endlich der große Tag: frühes Aufstehen war angesagt, die Profis um Jan Frodeno starteten bereits um 06:30 auf der Jagd nach dem Weltrekord auf der Langdistanz, kurze Zeit später nach und nach die Altersklassenathleten immer in Gruppen von 200 Athleten.
Anja startete als erste, steigt im Neoprenanzug um 06:45 in den Main-Donau-Kanal zum Schwimmen. Zu dieser Uhrzeit versammelten sich bereits mehrere Tausend Zuschauer um den Schwimmstart herum. Dann endlich der Startschuss: dichtes Gedränge, jeder kämpft um seinen Platz, man versucht einen Rhythmus für die 3.8 lange Schwimmstrecke zu finden. Daniel gelingt dies am besten: er braucht nicht mal eine Stunde dafür und kommt nach 00:58:01 Std. zu seinem Rad. Anja benötigt für das Schwimmen 01:11:37 Std., Dirk 01:20:23 Std. In dem Wechselzelt dann viele helfende Hände, man wird mit Sonnencreme eingecremt und wird motiviert. Dann geht es für die drei auf die Radstrecke, auf der sich Jan Frodeno auf der Jagd nach dem Weltrekord bereits befindet. Zwei Runden a‘ 90 km sind zu fahren, insgesamt mit 1.400 Höhenmetern. Das erste absolute Highlight auf der Radstrecke steht nach 70 km an: Der Solarer Berg. Eigentlich nichts besonders, wenn kein Triathlon ist. Dann der erste Blick der Athleten auf den Berg: Tausende Zuschauer, wie soll man da hochkommen? Die Zuschauer stehen immer dichter auf der Strecke, brüllen, rasseln, jubeln, bilden eine enge Gasse für die Radfahrer und rufen: „Keep going“ – nicht stehenbleiben“. Die zugegebenermaßen anfänglich bestehende Skepsis ist da längst verflogen, jedem Athlet steht ein Lächeln im Gesicht. Dann die Familie, Freunde, man wird den Berg hinaufgetragen, einfach der helle Wahnsinn. Tour de France-Feeling in Hilpoltstein am Solarer Berg. Nach 180 km geht es endlich vom Rad auf die Laufstrecke: Daniel kann einen Schnitt von über 30 km/h fahren, das Rad nimmt man ihm nach 05:24:35 in der Wechselzone ab. Anja benötigt für die Radstrecke 06:10:28, Dirk 06:45:28. Dann ging zum abschließenden Marathon. Es ist bereits Nachmittag und es ist mittlerweile recht warm geworden. Die Laufstrecke führt meist ohne Schatten am Kanal entlang. Auf der Wendestrecke kommen den Dreien andere Athleten entgegen, man feuert sich gegenseitig an und motiviert sich. Anja bekommt nach km 28 Wadenkrämpfe, muss immer wieder stehenbleiben und gehen. Dann die Rettung: helfende Physiotherapeuten. Sie lässt sich massieren, das kostet zwar Zeit, ist aber egal. Weiter geht es. Aufgeben? Niemals! Keiner der Drei verschwendet auch nur einen Gedanken daran, so dicht vor dem Ziel. Dann geht es vom Kanal weg, in die Innenstadt von Roth, im Labyrinth durch die Biermeile, nochmals grandiose Stimmung, endlich auf das Festgelände in das Stadion, wo bereits Tausende feiern. Auch die Angehörigen haben einen anstrengenden Tag hinter sich, immer wieder von einem Punkt zum anderen, um die drei anzufeuern, zu motivieren. Nun warten alle im Stadion: Daniel ist der erste, der einläuft: Wahnsinn, diese Stimmung, diese Emotionen, Tränen fließen. Geschafft! Endlich am Ziel. Daniels längster Tag des Jahres dauert nur grandiose 10:48:12, für den Marathon braucht er nur 04:15:09. Anja kommt als Nächstes ins Ziel, nach 12:26:25. Und dann Dirk, wann kommt er? Endlich. Kurz vorm Stadion nimmt ihn seine Tochter an die Hand und läuft mit ihm gemeinsam durch das Ziel: Was für ein Finale, die Uhr stoppt nach 12:58:33. Aber die Zeit ist auch egal, geschafft, das war bei allen das Ziel. Die lange Vorbereitungszeit und manche Motivationsprobleme sind egal, das große Ziel ist erreicht, alle Mühen haben sich gelohnt, es wird ein unvergessener Tag für Beteiligten. Besonders den Supportern zollten die Athleten ein Riesenlob: Es war ein gemeinsamer Erfolg, diese Strecke kann man niemals allein schaffen. Nur so war es möglich zu kämpfen, oft die eigenen Grenzen zu überwinden und wurden von der Stimmung des Publikums getragen, wenn mal ein kleiner Tiefpunkt erreicht ist.
Als sich das Stadion zum Abschluss in eine Partyzone verwandelt, um den letzten Athleten zu empfangen, befinden sich alle bereits in ihren Unterkünften.
Ach ja, und Jan Frodeno hat Roth den Weltrekord tatsächlich geschenkt, trotz Sturz auf dem Rad war nach 07:35:39 war die Mission erfüllt.